12 Gründe, jetzt deinen Roman zu schreiben

Komm schon, gib es zu! Du willst es doch auch!

Du träumst doch davon, einen Roman zu schreiben, oder?

Dir fehlt die Zeit? Du hast (vielleicht) nicht die nötigen Skills? Und lesen will dein Geschreibsel doch bestimmt auch keiner? Papperlapapp. Ausreden. Zeit kann man sich schaffen, Skills erwerben … und es kommt überhaupt nicht darauf an, ob dein Buch ein Bestseller wird. Denn du profitierst in jedem Fall.

Im Folgenden stelle ich dir ein Dutzend Gründe vor, dich jetzt an den Schreibtisch zu setzen und loszulegen – auch wenn dein Werk vielleicht nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

#01 Du verbesserst deine Schreib- und Lese-Skills

Einen Text formulieren und einigermaßen fehlerfrei zu Papier bringen zu können, ist heute ein notwendiger Skill in fast allen qualifizierten Berufen – ja, auch und gerade im Handwerk. Gleiches gilt für das sinnerfassende Lesen eines Textes.

Kaum etwas trainiert dein Schreiben besser, als dich regelmäßig und mit Freude hinzusetzen und frei zu schreiben. Wer schreibt, liest auch – und längst nicht nur die eigenen Worte.

Ganz nebenbei trainierst du übrigens auch dein Gehirn und – so lässt es zumindest die aktuelle Forschung vermuten – du beugst Demenz und Vergesslichkeit vor.

#02 Du schärfst dein Sprachgefühl

Moment, ist das nicht der gleiche Grund wie eben?

Nein! Eben nicht!

Du achtest – so ganz nebenbei – mehr auf die Sprache, die dich umgibt, sei es in Gesprächen mit anderen Menschen, sei es beim Konsum von Medien. Du lernst, Subtexte zu lesen, jene Botschaften unter dem Gesagten. Du erfreust dich an Rhythmus und Klang, erkennst, dass menschliche Sprachmuster so individuell sind wie Fingerabdrücke. Und, ganz nebenbei, wappnest du dich gegen jene Manipulation, die in hochtrabenden Worten daherkommt.

#03 Du verfeinerst dein Storytelling

Storytelling – eines dieser aktuellen Buzzwords. Überall werden Brand-, Produkt-, Consumer- und Success-Storys vertellt (ja, das Verb „vertellen“ gibt es wirklich). Dahinter verbirgt sich genau das, was das Wort sagt: Die zentrale Botschaft wird in eine Geschichte verpackt und so für die Rezipierenden leichter verdaulich.

Warum das so ist?

Weil wir aus Geschichten lernen. Das ist heute nicht anders als vor vielen Tausend Jahren am Lagerfeuer, als man sich Geschichten erzählte und so Wissen und Denken an andere weitergab.

Und weil Geschichten uns emotional ansprechen. Wie sagt man im Journalismus so schön: 200 Hungertote aufgrund einer Missernte sind eine Statistik, der einsame Tod des Reisbauern Lee ist eine Geschichte. Und was von beidem motiviert uns wohl mehr zum Handeln?

Mit dem Schreiben deines Romans lernst du genau das: Storys zu erzählen – und zwar komplexe Geschichten, die emotional berühren.

#04 Du trainierst deine Ausdauer

Joggst du regelmäßig? Oder machst du wie ich regelmäßige Radtouren? Dann weißt du sicher, dass für gutes Cardio die mentale Ausdauer mindestens ebenso wichtig ist wie die körperliche. Und genau die trainierst du mit deinem Roman: Du musst dich regelmäßig hinsetzen und für eine gewisse Zeit am Stück schreiben (ein echtes Work-out für das Gehirn), und zwar für viele Tage, Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre am Stück. Daher nennt man den Roman auch den Ultramarathon des Schreibens. Und lass dich nicht von jenen hauptberuflich Schreibenden verwirren, die sich alle drei Monate ein Buch abringen – oder als Challenge sogar zwölf Bücher in einem Jahr. Die machen ja nichts anderes, als Bücher zu schreiben. Und du hast hoffentlich deinen Brotjob noch nicht gekündigt.

#05 Du optimierst dein Selbstmanagement

Wie zuvor erwähnt: Der Roman ist der Ultramarathon unter den Schreibprojekten. Und solch eine Distanz bewältigt man nicht, indem man einfach losrennt. Man muss trainieren, sich vorbereiten, für die richtige Ausrüstung sorgen, die Strecke abklopfen …

Nicht anders ist es beim Schreiben eines Romans: Von der Idee über Recherche, Handlungsplanung (in Schreib-Lingo: Plotting), Schreiben und Überarbeiten bis (vielleicht) hin zum Marketing – all das und mehr will bedacht und gut gemanagt sein. Du optimierst also dein Zeit- und Selbstmanagement, lernst, deine eigenen Ressourcen richtig und ökonomisch einzusetzen … und du stellst ganz nebenbei ein langfristiges Projekt auf die Beine.

Kleine Anekdote am Rande: Ich führe häufig Kennenlerngespräche mit potenziellen Kunden. Und immer habe ich einen meiner Romane dabei – nicht nur als Geschenk, sondern auch als Beleg, dass ich große, langfristige Projekte stemmen kann. Wenn also jemand fragt, warum du deine Zeit mit Schreiben verschwendest (oder dich gar damit aufzieht), dann sag einfach: Du arbeitest daran, ein großes, herausforderndes Projekt mit vielen Variablen von der Vision zu einem erfolgreichen Ende zu führen.

#06 Du wirst resilienter

Da wir gerade davon sprechen: Haters gonna hate!

Nicht alle Menschen werden für dein Schreiben Verständnis aufbringen. Und das ist noch das geringste Übel, denn du kannst es vermeiden, indem du so wenig über dein Schreiben redest wie möglich.

Aber Beruf, Familie, Notfälle oder auch der eigene innere Schweinehund werden an dir zerren. Und doch setzt du dich jeden Tag hin und schreibst – wenigstens einen Satz, einen Absatz, eine Seite. So stärkst du deine Widerstandskraft gegen die Fährnisse des Lebens.

#07 Du erweiterst dein Weltwissen …

„Schreibe nur über das, was du kennst.“ Diesen Satz findet man oft in schlechten Schreibratgebern. Denn reicht dein ohnehin vorhandenes Wissen wirklich aus, um 300, 400, 500 Seiten zu füllen? Kennst du jeden Aspekt, jedes Faktum deiner Geschichte schon? Selbstverständlich nicht. Darum müsste der Satz eigentlich lauten: „Kenne das, worüber du schreibst.“ Du musst also recherchieren. Neue Dinge lernen. Und vielleicht geht es dir dann wie mir: In diesen Momenten wird die ganze Welt zur „Sendung mit der Maus für Erwachsene“ – und das Lernen macht wieder richtig Spaß.

#08 … und stärkst deine kritisch-analytischen Fähigkeiten

Jedes Faktum, das du in deiner Geschichte verwendest, musst du nicht nur recherchieren – sondern auch überprüfen. Du übst also ganz nebenbei, Quellen in ihrer Korrektheit und Nützlichkeit zu bewerten – eine Kunst, die dir auch im Alltag hilft, dich vor Fake News und manipulativer Darstellung von Fakten zu schützen.

#09 Du übst dich in Empathie …

Sei schon einmal gewarnt: Stunden und Stunden wirst du in den Köpfen deiner Figuren verbringen. Nicht nur, um genau zu verstehen, wie sie ticken. Sondern einfach, weil es spannend und erfüllend ist, mit deinen Charakteren mitzufühlen – kurz: Empathie zu entwickeln.

Und nein, du sollst nicht zur Touchie-Feelie-Heulsuse werden. Aber nicht umsonst ist Empathie der Kern dessen, was man emotionale Intelligenz nennt. Und jeder gute Sales-Coach wird dir gerne bestätigen, dass Empathie – das aktive Zuhören und Verstehen der Bedürfnisse deines Gegenübers – das A und O für ein nachhaltig erfolgreiches Verkaufsgespräch ist.

#10 … und schulst deine People Skills

Dieser Grund mag paradox erscheinen, stellt man sich das Schreiben doch gerne als einsame Tätigkeit am Schreibtisch vor. Aber sicher kennst du das aus deinem Arbeitsalltag: Kein großes Projekt kriegt man ganz allein über die Bühne. Das gilt auch für das Schreiben eines Romans – sei es, dass du ganz am Anfang die notwendige Zeit zum Schreiben mit deinem Umfeld aushandeln musst, sei es, dass du für deine Recherchen Experten finden und mit ihnen reden willst, sei es, dass du feststeckst und daher mit einem Menschen, dem du vertraust, dein Schreiben besprechen willst. Und ist das Manuskript erst einmal in einer ersten vorzeigbaren Fassung fertig, musst du dich mit Testlesenden sowie dem externen Lektorat und Korrektorat auseinandersetzen – oder gar mit Agenturen und Verlagen. Du musst also mit vielen (und sehr vielfältigen) Menschen zurechtkommen – und die mit dir.

#11 Du steigerst deine Kritikfähigkeit

Vielleicht hast du schon kürzere Texte geschrieben, Pubertätslyrik etwa, die jetzt in einer Schublade darauf lauert, dich vor Peinlichkeit im Erdboden versinken zu lassen? Dann hast du bereits Erfahrungen mit dem ewigen Kreislauf des Schreibens und Überarbeitens gemacht: Während du schreibst, entsteht unter deinen Fingern selbstverständlich der beste Text der Welt. Wenn du ihn hingegen das erste Mal liest, fragst du dich unwillkürlich, welcher IQ-herausgeforderte Irre mit Lese-Rechtschreibschwäche diesen Quatsch wohl verzapft hat. Die zweite Lektüre mag dann vor der Tür des Café Größenwahn stattfinden, aber wenigstens nicht drinnen. Erst mit der dritten Lektüre wird dein Selbstbild realistischer, Stärken und Schwächen deines Textes kristallisieren sich heraus – und das Überarbeiten kann beginnen.

Aber wenn du nicht gerade zu dieser ständig gefühlte Bestseller produzierenden Schreibenden-Spezies mit eingebautem übersteigertem Narzissmus gehörst, die die Buch-Bubble in den Social Media mit konstanten „Reveals“ und mit jenen ihrer Meinung nach tollsten Sätzen aus ihrer Feder bestücken, bei denen jeder ernsthaft Schreibende sofort „Ein Notfall! Holt den Lektor!“ rufen möchte, wirst du dir selbst stets der strengste Kritiker sein – und das ist auch gut so.

Allein: Du darfst dich von dieser inneren Stimme, jener verinnerlichten Rotstift-Fetischistin, nicht ins Bockshorn jagen lassen. Und das geht nur mit einem realistischen Selbstbild, mit Ehrlichkeit den eigenen Stärken und Schwächen gegenüber. Hast du das einmal geschafft (und der erste Roman wird dich weit in die richtige Richtung tragen), lernst du, mit eigener und fremder Kritik richtig umzugehen sowie zwischen hilfreichem und nicht hilfreichem Feedback zu unterscheiden – stets mit dem Ziel, besser zu werden.

#12 Du findest Spaß und/oder Erfüllung

Ja. Du hast richtig gelesen. Das Schreiben deines Romans darf Spaß machen und/oder erfüllend sein. Vergiss erst einmal so tolle Sprüche wie diesen:

„Es schreibt keiner wie ein Gott, der nicht gelitten hat wie ein Hund.“

Dessen Autorin … nun, sagen wir mal, ihre Biografie erlaubt Rückschlüsse darauf, dass sie recht geschickt darin war, wirtschaftliche und auch emotionale Nöte weiträumig zu umschiffen.

Aber, so magst du jetzt vielleicht einwenden, ich will meinen Roman doch schreiben, um mich meinen Dämonen zu stellen, meiner dunklen Seite, meinem Schicksal, meinen schrecklichsten Erlebnissen. Genau. Deshalb sagte ich auch „Erfüllung“. Schreiben ist ein ausgesprochen gutes Werkzeug, diese Dämonen zu exorzieren oder wenigstens zu domestizieren. Und das ist schon sehr befriedigend.

Meine tägliche Session des fiktionalen Schreibens jedenfalls bringt mich in jenen Zustand des kleinen Helmut in seiner Sandkiste zurück, der Stunden damit verbringen konnte, Welten zu bauen und sich Geschichten auszudenken – weit fort von grauer und nicht immer schöner Realität. Das macht Spaß und ist erfüllend. Dass dabei etwas entsteht, was einen Teil meines Einkommens schaffen wird und für das ich auch Anerkennung von außen erhalte, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

Eine Mahnung jedoch zum Schluss

Ich werde böse Kommentare, Mails und Briefe bekommen, aber:

Von all den genannten Gründen profitierst du nur, wenn du deinen Roman wirklich selbst schreibst – Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Seite für Seite. Und ich spreche vom Schreiben – nicht vom Prompt-Herumschubsen. Natürlich kannst du mit KI Geschichten produzieren – und das schnell, keine Frage. Das Ergebnis mag sogar ganz lesbar sein. Doch du betrügst dich um das wahre kreative Erleben mit all seinem Glück und seinen Lernerfahrungen. Zudem werden generierte Geschichten niemals ganz dir gehören – weder mental noch rechtlich.

Trommelwirbel für den Call-to-Action

Nun, das sind sie: Meine zwölf Gründe, aus denen du jetzt deinen Roman schreiben solltest, nebst einem mahnenden Caveat.

Und warum zähle ich diese Gründe auf? Ganz einfach: Um dich zu inspirieren und hoffentlich an deinen Schreibtisch (oder wo auch immer du gerne schreibst) zu locken, wo du dir den Traum vom eigenen Roman endlich erfüllst.

Und nein, ich bin kein Schreib-Coach (Tschakkkaaa!) und will dir daher auch keinen teuren Kurs aufschwatzen, kein Patentrezept für deinen Weg „zum eigenen Roman in einem Monat“. Dennoch helfe ich dir gerne – wenn dein Manuskript (fast) fertig ist. Dann biete ich dir WortSupport – vom Korrektorat bis zum Layout. Stöbere einfach ein wenig auf dieser Website.

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Helmut Barz – WortSupport

Dramatiker, Romancier, Vortragskünstler ebenso wie Texter und Übersetzer: Seit mehr als drei Jahrzehnten gehört meine Liebe dem Aneinanderreihen von Wörtern – eine Leidenschaft, die zum Beruf geworden ist. In diesem Blog versammele ich meine Expertise rund um das kreative Schreiben. 

Ihr habt Fragen, die ich hier beantworten soll? Schreibt sie in die Kommentare, nutzt das Kontaktformular oder schickt mir eine Mail: helmut@writing-rules.com.

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