Ja, das stimmt: Im Rahmen meiner Arbeit als Texter biete ich auch persönliche Texte, darunter Liebesbriefe an, wenn ich auch dieses Segment nicht mehr explizit bewerbe und nur sehr wenige Aufträge in dem Bereich annehme.
Das mag etwas sonderbar klingen: Ich schreibe Liebesbriefe (noch nicht so außergewöhnlich) für Andere (soll schon mal vorkommen) als kommerzielle Dienstleistung (wer hat da »Gefühlsprostitution« gerufen?).
Dabei hatte das Ganze ganz harmlos angefangen: Da ich gerne Briefe schreibe (ich bin schwerhörig und habe daher eine Abneigung gegen das Telefonieren), habe ich schon immer für Freunde und Bekannte Geschäftskorrespondenz entworfen, z.B. Bewerbungen. Meine Arbeit erwies sich als recht erfolgreich, so dass irgendwann meine Visitenkarte anfing zu wandern, und immer mehr Freunde von Freunden, und Freunde von Freunden von Freunden kamen. So dass ich schließlich aus dem »Zahl-mir-ein-Abendessen«-Stadium raus war, und einen Teil meines Lebensunterhaltes damit verdiente.
Irgendwann kam dann mal einer dieser Kunden mit, so druckste er herum, »…so etwas Ähnliches wie ein Bewerbungsbrief«. Das war mein erster Auftrag für einen Liebesbrief. Dieser Service sprach sich herum, meine Visitenkarte fing an, unter der Hand zu wandern, meine Telefonnummer und Email-Adresse wurden in kleinen Spickzetteln weitergegeben.
Habe ich Probleme damit? Nein. Denn ich betreibe keine Abzocke (schon mal sehr wichtig), verspreche nichts, was ich nicht halten kann (deshalb lehne ich Aufträge auch schon mal ab) und ich bemühe mich um eine enge Kooperation mit meinem Klienten, so dass auch er an der Briefentstehung partizipieren kann, es ist also auch sein Brief.
Diese Dienstleistung bei mir ist recht teuer, da sehr arbeitsintensiv. Außerdem will ich in diesem Bereich kein »Billigheimer« werden, denn ein Liebesbrief soll immer etwas ganz Besonderes sein. Ich führe intensive Vorgespräche, schreibe mehrere Entwürfe, überlege, wann und wie der Brief die Empfängerin/den Empfänger erreicht (ja, ich habe auch Kundinnen), manchmal entsteht sogar ein richtiger Event daraus. Vor allem im Frühjahr arrangiere ich häufiger »Verlobungs-Events«, die dann eben etwas spritziger, witziger und einprägsamer ausfallen.
Außerdem bespreche ich mit meinen Kunden gerne eine langfristige Strategie, denn so einen Brief kann man maximal zwei mal fremdschreiben lassen, dann ist der Klient auf sich allein gestellt. Außerdem, so stelle ich immer mehr fest, ist der Brief manchmal nicht das Entscheidende, sondern, dass der Klient einfach mal mit jemandem, der ihn nicht wertet, sondern freundlich und zielorientiert berät, über die Situation sprechen kann. Denn die Sprache ist es ja, die ihm im Kontakt mit dem »Objekt seines Begehrens« weg bleibt.